Psychotherapie-Blog

Das Leben, ein Spiel?

Hallo, liebe Menschen!

Manche Leute da draußen sehen das Leben als Spiel, in dem es nur um das Gewinnen geht. Dass sie auch verlieren können, ist nicht vorgesehen, passiert aber trotzdem. Sie sind in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich, es wird gelogen, betrogen, gestoßen. Rücksichtslosigkeit scheint ein Gebot der Stunde zu sein, nur der vermeintlich Stärkere kann den Sieg davontragen. Der Schwache ist dabei nicht nur nahezu chancenlos, er muss auch ein Spiel spielen, dessen Regeln er nicht gemacht hat, ja manchmal nicht einmal versteht. Weigert er sich mitzuspielen, wird er ausgeschlossen.

Die Frage, vor der der Mensch steht, ist also: Welchen Wert hat dieses Spiel und die Teilhabe an dieser Art Spielergemeinschaft? Bedeutet ein Nichtdabeisein auch den Ausschluss aus einem Leben an sich? Was ist das aber für ein Leben, in dem andere über mich bestimmen? In der Existenzanalyse geht es um ein selbstbestimmtes Leben, den Existenzvollzug, der nur möglich wird, wenn ICH aus MEINEM hervortrete/heraustrete (existere=heraustreten, also nicht nur vorhanden sein, sondern wesentlich – meinem Wesen nach – mit Inhalt/Essenz).

Anders ausgedrückt, gilt es zu klären, WAS durch MICH in dieser Welt werden soll? Immer unter der Berücksichtigung der gegebenen Umstände. So ist nicht jeder Mensch für den Nobelpreis bestimmt, aber er oder sie kann eine liebevolle Mutter, ein guter Vater, ein verständnisvoller Freund, eine tröstende Freundin, ein geschlechtsunspezifisch mutiger Mensch sein.

Ja, und manchmal kann es tatsächlich sinnvoll sein, sich und das Leben nicht todernst zu nehmen. Wir lernen und wachsen am Scheitern, am Verlieren, und (leider) nicht am Gewinnen. Dieses Scheitern und den Verlust zu überwinden, die Erfahrung mitzunehmen, und immer wieder von neuem einen Beginn zu wagen, das ist das, was das Leben von uns verlangt. Deshalb müssen wir die Menschen schützen, die dazu nicht in der Lage sind. Wenn nichts mehr möglich scheint, gibt es immer noch das Aushalten dessen was ist.

Die heutige Frage lautet: Wie sehr sind Sie geneigt anderer Spiele gegen Ihre Überzeugung mitzuspielen?

Raum, Schutz und Halt wünscht

Melitta Klauß